Checkliste Hundehaltung

Unsere Hunde bringen meist viel Abwechslung und Freude in unseren Alltag und als „Hundemenschen“ genießen wir es, unseren Alltag mit ihnen zu teilen. Einen Hund bei sich aufzunehmen bedeutet aber auch, die Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen.
Leider landen immer wieder Hunde im Tierschutz weil die Anschaffung nicht gut überlegt war. In vielen Fällen muss der Hund dann lieber heute als morgen wieder weg. So haben leider etliche Hunde die in Tierheimen oder anderswo als Abgabetiere landen, schon eine Geschichte von mehrmaligen Besitzerwechseln und zum Teil schlechten Haltungsbedingungen hinter sich, die natürlich für einen Hund eine große Belastung bedeuten.

IMG_3183Beispiel: Schäfermixhündin Hanna wurde ausgesetzt und kam als Welpe das erste Mal ins Tierheim. Nach der ersten Vermittlung folgten mehrere weitere Besitzerwechsel sodass sie im Alter von circa einem Jahr schon in fünf verschiedenen Familien gelebt hatte. Danach folgte ein weiterer etwas längerer Aufenthalt im Tierheim. Hanna war sehr menschenfreundlich, eine besonders intelligente Hündin und zeigte sich – typisch Schäferhund – sehr kooperationsbereit und folgsam. Jedoch war sie durch die ständigen Veränderungen in ihrem Leben dermaßen ruhelos und aufgeregt, dass sie kaum jemals zu einer normalen, ruhigen Reaktion fähig war. Ihr Verhalten war komplett überschießend, egal ob es zum Beispiel um die Begrüßung von Menschen ging (wo sie schreiend vor Freude ausflippen konnte, sogar bei Leuten die sie zuvor erst einmal gesehen hatte) oder um Begegnungen mit fremden Hunden (wo sie aufgrund mangelnder guter Erfahrung mit Artgenossen Probleme hatte und dann kreischend in die Leine sprang). In ihrem jungen Alter hatte sie einen Platzwechsel nach dem anderen durchmachen müssen, und mit jedem Besitzerwechsel wurde der Hund klarerweise nicht ausgeglichener, sondern noch unsicherer. Wie hätte sie so auch jemals zur Ruhe kommen können?
Gottseidank haben sich letztendlich Menschen für Hanna gefunden die sie nicht aufgegeben haben trotzdem Spaziergänge mit ihr nicht immer angenehm waren. Endlich ein Zuhause auf Lebenszeit!

Die Anschaffung eines Hundes sollte wohlüberlegt sein, damit genau solche Schicksale vermieden werden und Hunde nicht zu Wanderpokalen werden oder ihren Platz verlieren weil man sich vorher nicht so genau bewusst gemacht hat, was die Hundehaltung so mit sich bringen kann. Es ist wirklich toll, wenn sich Menschen um einen Hund aus dem Tierheim annehmen wollen. Jedoch ist von übereilten Entscheidungen in jedem Fall abzuraten!

Hier gibt es eine Art Checkliste die Sie bereits vor Adoption eines Hundes für sich durchgehen können. Natürlich kommt im Leben oft vieles anders als man denkt. Ein klein bisschen Planung schadet aber keinesfalls wenn man gedenkt sich einen Vierbeiner in die Familie zu holen.

1. Habe ich ausreichend Zeit für einen Hund? Welcher Hundetyp passt zu meinem Zeitbudget?

Hunde brauchen ausreichend Zuwendung, Bewegung und Beschäftigung und sind nicht dafür gemacht drei Mal am Tag die selbe 10 Minuten Runde um den Block zu drehen und sonst ruhig auf ihrem Platz zu liegen. Gut ist es also sich schon vor Aufnahme eines Hundes zu überlegen, wie viel Zeit man dem Hund denn realistischerweise überhaupt widmen kann. Zum Beispiel auch nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag. Je nach vorhandenem Zeitbudget kann man gezielt einen passenden Hund auswählen: zum Beispiel lieber einen etwas älteren und/oder ruhigen Hund der ohnehin keine stundenlangen Runden drehen möchte und nicht so viel extra Beschäftigung verlangt Oder doch einen lebendigen Jungspund dem kürzere Spaziergänge und ein paar Streicheleinheiten im Körbchen nicht reichen und der von seinem Besitzer auch mal gefordert werden möchte.

2. Lässt sich ein Hund in meinen Arbeitsalltag integrieren?

Dieser Punkt hängt natürlich mit Punkt Nummer eins zusammen. Immer wieder wird kritisiert wenn Tierschutzvereine Hunde nicht an Leute abgeben, die täglich acht oder sogar mehr Stunden (am Stück) außer Haus sind. „Das Tierheim“ meine, man müsse arbeitslos sein und geichzeitig im Lotto gewonnen haben um überhaupt einen Hund halten zu dürfen, so wird es dann oft erzählt. Natürlich ist es so, dass heutzutage viele Hunde alleine Zuhause bleiben während die Besitzer ihrer Arbeit nachgehen. Viele Hunde kommen gottseidank damit klar, zumindest zeigen sie kein offensichtliches Unwohlsein, bellen nicht und zerstören keine Einrichtung. Dennoch muss ganz klar gesagt werden dass es für die meisten Hunde nicht der Optimalfall ist, jeden Tag etliche Stunden alleine zu verbringen. Besonders wichtig ist dieser Punkt wenn man sich überlegt einen Welpen zu adoptieren, denn Welpen sollten auf gar keinen Fall täglich mehrere Stunden lang alleine gelassen werden (genauer gesagt sollten sie anfangs gar nicht alleine bleiben müssen).
Ehrlicherweise sollte man sich schon vor der Adoption eines Hundes überlegen wie viele Stunden genau der Hund aufgrund der Erwerbstätigkeit der Familienmitglieder täglich alleine bleiben müsste. Ist es ein halber Tag, ein ganzer Tag, wie oft müssen nach dem Arbeitstag noch zusätzliche Dinge erledigt werden bevor man nach Hause kommt? Wäre es vielleicht fairer noch etwas abzuwarten bis die Lebensumstände besser für einen Hund passen? Oder welche Arrangements könnte man treffen damit dem Hund später nicht unverhältnismäßig lange alleine bleiben muss?
Denn natürlich gibt es Alternativen, zum Beispiel indem man jemanden engagiert, der sich untertags vollständig oder zeitweise um den Hund kümmern kann. Vielleicht hat man Glück und jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis kann helfen. Oder man sucht nach einem passenden Hundesitter oder einer anderen Unterbringungsmöglichkeit, durch die die Betreuung des Hundes gewährleistet wird.  Vielleicht kann sogar die Mitnahme des Hundes zum Arbeitsplatz mit dem Arbeitsgeber besprochen werden. Im Optimalfall sollte man schon vor der Adoption des Hundes abklären wer sich während der Arbeitszeit um den Hund kümmern soll, und wie viele Kosten damit eventuell als Zusatzaufwand auf einen zukommen können.

3. Ist die Hundehaltung in meinem Zuhause erlaubt?

Dies betrifft all jene, die in einem Mietverhältnis wohnen. Es scheint ein seltsamer Punkt, aber es ist kommt gar nicht so selten vor, dass im Vorfeld nicht abgeklärt wird ob Hunde in der Wohnung oder im Mietshaus überhaupt erlaubt sind bzw. keine offizielle schriftliche Bestätigung der Hundehaltung eingeholt wird. Leider ist es ein sehr häufiger Grund dafür, dass Hunde zurück ins Tierheim gebracht werden, wenn der Vermieter Wind von der unerlaubten Haltung bekommt und den Hund verbietet.
Gut ist es daher, bereits vor Adoption eines Hundes abzuklären ob Hundehaltung im Mietobjekt erlaubt ist. Dies kann einiges an Stress ersparen.
Am besten hält man also Rücksprache mit dem Vermieter und lässt sich vor Ankunft des Hundes schriftlich bestätigen dass der Hund im Mietobjekt gehalten werden darf.

4. Habe ich ausreichende finanzielle Mittel für Futter, Hundebedarf und vor allem Tierarztrechnungen?

Vermutlich wird man keinen Hund neu anschaffen, wenn einen schon die laufenden Kosten für Futter, Hundesteuer oder Kleinigkeiten die der Hund im Alltag benötigt finanziell ins Straucheln bringen würden.  Wenn man unsicher ist, wie viel Mehraufwand die Hundehaltung finanziell so mit sich bringt, könnte man zum Beispiel die Kosten auf ein Jahr hochgerechnet grob vorkalkulieren.
Zum Beispiel die Futterkosten: welches Futter möchte man dem Hund füttern und wie groß soll der Wunschhund in etwa sein? Darauf basierend schätzt man das Hundegewicht. Damit kann man den ungefähren Bedarf an Futter pro Tag (Angaben hierfür finden sich an der Packungsrückseite des Futters) ermitteln. Mit diesen Angaben kann man sich also die grob geschätzten Futterkosten für ein Jahr ausrechnen. Einmalige Anschaffungen wie Leine, Geschirr, Maulkorb und Co sollte man auch berücksichtigen.
Wer nicht selber rechnen möchte, kann sich hier eine Hochrechnung der Haustierkosten ermitteln lassen.

Tierarztkosten werden oft nicht in die Kalkulationen mit einbezogen. Man sollte aber nicht vergessen, dass auch gesunde Hunde Tierarztkosten verursachen können, zum Beispiel bei einer Kastration, Impfungen oder Behandlungen nach einem Unfall oder Verletzungen. Auch kleinere Summen, die man beim Tierarzt bezahlt können sich wenn schnell zu größeren zusammenläppern. Einen kleinen finanziellen Polster für „Hundezwecke“ auf der Seite zu haben, schadet definitiv nie!

5. Habe ich eine gute Unterbringungsmöglichkeit für den Hund wenn ich auf Urlaub/auf Reisen bin?

Viele „Hundemenschen“ nehmen ihre Hunde in den Urlaub mit, aber manchmal gibt es vielleicht auch Destinationen die man ohne Hund bereisen möchte. Wer beruflich hin und wieder verreisen muss, wird außerdem manchmal erst gar nicht die Möglichkeit haben den Hund überall hin mitzunehmen. Es ist empfehlenswert sich bereits im Vorfeld um eine gute Hundebetreuung in der Urlaubszeit oder Reisezeit zu kümmern. Das heißt nicht, dass man bereits fixe Vereinbarungen treffen muss. Dies ist meist auch schwer möglich, wenn man noch gar nicht weiß welcher Hund genau bei einem einziehen wird. Man kann jedoch abklären welche Betreuungsmöglichkeiten einem überhaupt offen stehen würden, wenn eine Betreuung des Hundes über einen längeren Zeitraum nötig wäre. Würden sich Eltern, andere Verwandte oder Freunde bereit erklären einen Hund in der Urlaubszeit zu sitten? Oder bin ich auf einen proffessionellen Sitter oder eine Hundepension angewiesen und wenn ja, welche Angebote gibt es in meiner Wohngegend überhaupt?
Vereinbarungen in diese Richtung sind auch für den Fall eines längeren, ungeplanten Krankenhausaufenthalts oder anderer Notfallsituationen sehr hilfreich.

6. Wo bleibt der Hund im Falle einer Veränderung der Familienverhältnisse?

Es ist ein sehr abgedroschenes Thema, aber Hunde als Scheidungswaisen, das gibt es leider immer wieder. Natürlich ist die Abgabe eines Hundes nach einer Scheidung oder Trennung nicht immer dadurch verursacht, dass sich die Menschen vorher keine Gedanken über das Hundeschicksal im Falle einer Trennung gemacht haben. Manchmal kommt einfach vieles zusammen. Wenn der Hund mit neuen Lebensumständen die sich durch die Trennung ergeben haben nur sehr schlecht klar kommt, ist eine Weitervermittlung vielleicht sogar im Sinne des Hundes. Zum Beispiel  wenn der Hund mit veränderten Wohnverhältnissen (Umzug vom Land in eine Stadtumgebung) oder längerem alleine bleiben (nur mehr eine Betreuungsperson die zur Erwerbstätigkeit außer Haus ist) große Probleme hat.
Oft passiert es aber, dass nach der Scheidung/Trennung der Hund „einfach so“ über bleibt und es weniger an schlechteren Lebensumständen für den Hund liegt dass dieser abgegeben wird, sondern einfach daran, dass keiner der Betroffenen mehr Interesse hat sich um den Hund weiterhin zu kümmern.
Es ist sinnvoll vor Adoption eines Hundes mit dem Partner zu besprechen wie es denn mit dem Hund weitergehen sollte wenn es zu einer Trennung käme. Wer kann und möchte den Hund auch alleine behalten (und auf welchen Namen soll der Hund amtlich angemeldet werden)? Gibt es vielleicht die Möglichkeit einer vorübergehenden Notfalls-Betreuung für den Hund in der Zeit der Trennung, sodass man seine Gedanken und Lebenssituation in Ruhe sortieren kann? Klarerweise kann es hier im Endeffekt zu ganz anderen Entscheidungen kommen als man sie geplant hatte. Aber es schadet nicht, wenn das Thema zumindest einmal offen besprochen wurde und man sich unterschiedliche Szenarien gedanklich grob durchgespielt hat.

7. Bin ich bereit und habe ich die Kapazitäten auch schwierige Zeiten mit meinem Hund durchzustehen?

Wie viel kann ich für meinen Hund leisten: finanziell, zeitlich, aber auch psychisch? Ein Hund ist ein Lebewesen, das nicht immer nur fröhlich, glücklich und gesund ist. Verhaltensprobleme können auftauchen, ein Hund kann krank werden oder er kann intensive Betreuung benötigen wenn er älter wird. All dessen sollten man sich bewusst sein und an seine Kapazitäten denken. Ein Hund hat das Potenzial, ein wunderbarer Begleiter für uns zu werden. Wir als Menschen sollten aber auch gute Begleiter für unsere Hunde sein und die Verantwortung für ihre ganze Lebenszeit übernehmen und ernst nehmen. Besonders für Hunde aus dem Tierheim, die mindestens einen, manchmal aber auch schon mehrere Besitzerwechsel durchmachen mussten, ist es wichtig Menschen zu finden, die ihnen Sicherheit bieten und sie betreuen bis ihr Lebensweg zu Ende ist. Auch dann, wenn nicht immer alles so glatt läuft wie man es sich gewünscht hat. So kitschig es klingen mag, die meisten Hunde tun für uns Menschen genau das selbe.

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