Im Normalfall werden Sie ihren neuen Vierbeiner nach der Adoption nicht sofort (überall) frei ohne Leine laufen lassen können. Es gibt zwar Hunde wo dies funktioniert, aber diese sind eher in der Minderzahl. Grundsätzlich aber sollten Sie davon ausgehen, dass Sie Ihren Hund am Anfang mit der Leine absichern müssen.
Hintergründe: Erstens benötigen die meisten Hunde eine gewisse Zeit des Kennenlernens bevor sie ihrem neuen Herrchen oder Frauchen freiwillig auch ohne Leine nachfolgen. Je nach Hund (und Halter) kann diese Phase unterschiedlich lange dauern. Zweitens benötigen Sie auch etwas Zeit um Dinge zu üben wie einen sicheren Abruf oder dass Ihr Hund verlässlich auf seinen Namen oder ein anderes Signal reagiert und somit auch auf Distanz mit Ihnen verbunden bleiben kann. Drittens werden Sie Ihren Hund, auch wenn er schon sehr gut mit Ihnen zusammenarbeitet, anfangs noch nicht in allen Situationen ganz genau einschätzen können. Wie reagiert er zum Beispiel auf bestimmte Dinge in der Umwelt wie Schüsse oder anderen, plötzlich auftretenden Lärm? Wie reagiert er nachts im Dunkeln auf fremde Personen? Solange Ihr Schützling aus dem Tierheim erst frisch bei Ihnen eingezogen ist und sie noch kein gewisses „Gespür“ für das Verhalten Ihres Hundes entwickelt haben, ist es daher auch aus diesem Grund sehr gut, anfangs auf die Sicherheit der Leine zu setzen. Und schließlich haben natürlich auch externe Faktoren einen Einfluss darauf, wie lange oder wo Sie Ihren Hund noch mit Leine sichern werden müssen. Wohnen Sie zum Beispiel in Stadtnähe und gehen häufig in der Nähe von Straßen spazieren, so ist klarerweise mehr Vorischt geboten als in einer sehr abgelegenen Wohngegend.
Zusammengefasst: kurz nach der Adoption aus dem Tierheim wird Ihr Hund in jedem Fall oft, wenn nicht sogar immer an der Leine geführt werden müssen.
Führleine
Die meisten im Handel erhältlichen, herkömmlichen Führleinen sind ca. 1,5 bis 2 Meter lang, oder besser gesagt kurz. Diese Leinen geben einem Hund leider extrem wenig Bewegungsfreiheit. Vor allem bei großen Hunden ist das Leinenende so nach wenigen Schritten schon erreicht. Dies führt oft schnell zu einem Dauergezerre denn der Hund möchte trotz Leine voran kommen, wohingegen der Halter auf den Zug an der Leine automatisch mit Gegenzug reagiert. Solche Spaziergänge erzeugen sowohl beim Hund als auch beim Halter sehr viel Frust. Das ruhige Gehen knapp beim Hundehalter erfordert einiges an Konzentration vom Hund und diese will erst gelernt sein und sollte in der Lernphase auch nicht überstrapaziert werden. Besonders bei Hunden die frisch aus dem Tierheim adoptiert sind, ist die Leinenführigkeit meist verbesserungswürdig.
Info: Viele Tierheimhunde sind besonders in den ersten paar Tagen nach dem Umzug aus dem Tierheim auf Spaziergängen sehr aufgeregt, und setzen diese Aufregung eventuell in Bewegung um. Durch eine zu kurze Leine ist die Bewegungsfreiheit extrem eingeschränkt und man erhält einen Hund der hektisch an der Leine vor und zurück pendelt oder Kreise um einen läuft. Außerdem haben manche Tierheimhunde noch nicht ausreichend Leinenführigkeit gelernt oder haben sich das Ziehen an der Leine durch Stress und Bewegungsmangel im Tierheim etwas angewöhnt.
Spaziergänge auf denen der Hund ständig an der Leine zieht oder vor den Füßen hin und her pendeln muss, sind extrem anstrengend und frustrierend für Hund UND Halter. Eine etwas größere Bewegungsfreiheit an der Leine schafft hier oft ohne weiteren Aufwand Abhilfe, oder zumindest Milderung. Eine 2,5 oder besser 3 Meter lange Leine reicht vielen Hunden schon um lockerer an der Leine zu laufen. Zudem können sie so auch zu interessanten Stellen am Rand des Spazierweges laufen, ohne dass überhaupt Zug auf die Leine kommen muss.
Natürlich gibt es Situationen, wo es nicht möglich ist dem Hund die vollen 3 Meter der Leine zur Verfügung zu stellen, zum Beispiel auf einem schmalen Weg wo viele Personen unterwegs sind. Die Sicherheit für Sie, Ihren Hund und die Passanten geht in jedem Fall vor! Wer nicht gerne eine aufgerollte Leine in der Hand hält, ist daher mit einer 3-Meter-Leine die bei Bedarf auf eine kürzere Länge umgestellt werden kann, am besten beraten. So lässt sich der Hund etwas kürzer nehmen an Stellen wo es nicht anders möglich ist, und kann überall sonst den 3 Meter Radius nützen.
Wenn der neu adoptierte Schützling aus dem Tierheim allgemein häufig an der Leine zieht, ist natürlich ein Leinenführigkeitstraining wichtig, egal mit welcher Leinenlänge man unterwegs ist. Zum Erlernen der Leinenführigkeit gibt es verschiedenste Anleitungen, nicht jede funktioniert bei jedem Hund gleich gut. Man kann zum Beispiel ein Aufmerksamkeitssignal etablieren (Zungenschnalzen oder ein Wort) durch das man den Hund näher zu sich holen kann, bevor er überhaupt ans Ende der Leine kommt. Zusätzlich lässt sich die richtige Position beim Laufen an der Leine dadurch fördern, dass man den Hund immer dann lobt und belohnt wenn er sich gerade seitlich neben einem befindet bzw. die Leine locker fällt und kein Zug darauf ist. So wird der Hund diese Zone immer häufiger gerne aufsuchen, da er dort seine Belohnung erwartet. Ein Rucken an der Leine sollte vermieden werden, denn abgesehen davon, dass es dem Hund einen unangenehmen Reiz zufügt, ist es ist nicht effektiv um die Leinenführigkeit auf Dauer zu verbessern. Kurz bevor der Ruck an der Leine erfolgt, wird die Leine nämlich locker gehalten (sonst hätte man keinen Spielraum um für den Ruck auszuholen), der Hund wird also genau in einem Moment geruckt wo die Leine locker ist, wie es ja eigentlich sein sollte. So wird der Hund nur sehr schwer verstehen können was man eigentlich von ihm erwartet. Sollte man sich mit dem Training der Leinenführigkeit überfordert fühlen oder nicht voran kommen, holt man sich am besten einen Trainer zur Seite. Leinenführigkeitstraining erfordert zwar anfangs etwas Konsequenz und Ausdauer vom Hundehalter, dafür wird man für die anfängliche Geduld meist bald mit Spaziergängen an lockerer Leine belohnt.
Ausziehleine?
Eine Flexileine oder Ausziehleine wird oft genutzt um den Hunden mehr Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. Das lästige Aufrollen entfällt und auch bei Regenwetter bleibt die Leine sauber. Allerdings hat die Flexileine auch einige Nachteile. Vor allem auf den Gassirunden der ersten paar Tage, solange man den Hund noch nicht so gut kennt, ist eine normale Führleine die weitaus sicherere Variante. Dies gilt besonders dann, wenn man nicht nur abgeschieden in Feld und Flur unterwegs ist sondern den Hund in eher knappem Radius um sich führen möchte, zum Beispiel für die Gassirunde durch die Siedlung.
Wenn der Hund an einer Flexileine unvermutet nach vorne springt oder losrennt, wird er durch die Betätigung des Halt-Knopfes an der Leine meist ziemlich abrupt gestoppt. Dies kann unangenehm für den Hund sein aber auch sehr unangenehm für die eigene Schulter! Wenn eine Flexileine von mehreren Metern Länge voll ausgezogen ist und man den Hund aus einem Grund dringend zu sich zurück holen möchte ohne dass der Hund dabei noch weiter vorwärts kommt (zum Beispiel weil der Hund auf der anderen Straßenseite eine Katze gesehen hat und über die befahrene Straße laufen möchte), so ist es meist weitaus schwerer die Leine einzuholen und sich selbst entlang der Leine zum Hund zu bewegen als wenn die selbe Situation an einer Führleine (oder Schleppleine) passiert. Besonders wenn man eine Flexileine mit einer Schnur (statt einem Band) verwendet und der Hund nach vorne hin Zug auf die Leine bringt, hat man beim Griff in die Leine kaum Halt und holt sich vielleicht Brandblasen beim Versuch die Leine einzuholen. Auch das Aufrollen der Leine durch den Aufrollmechanismus kann nämlich in so einer Situation schwierig sein da der Hund sich jedes Mal sobald man den Halt-Knopf los lässt um die Leine einzuholen wieder ein kleines Stück weiter nach vorne bewegen kann. Zumindest solange man die Reaktionen seines Hundes noch nicht gut kennt, ist daher eine normale Führleine für Gassirunden zu empfehlen.
Bei Gebrauch einer Flexileine ist außerdem auch zu beachten, dass diese bitte nie an einem Halsband befestigt werden sollte. Abgesehen vom ständigen leichten Zug auf den Halsbereich des Hundes kann es zu bösen Verletzungen der Halswirbelsäule des Hundes kommen, wenn er – zum Beispiel weil er sich vor etwas erschreckt und die Flucht antritt – am Halsband in eine Leine von mehreren Metern Länge rennt! Eine Flexileine sollte daher immer nur mit einem Geschirr kombiniert werden!
Solange man mit dem Hund noch an der Leinenführigkeit übt, ist eine Flexileine auch nicht zu empfehlen da sie ständig leichten Zug auf den Rücken des Hundes bringt. Außerdem verändert der Mensch sehr häufig die Leinenlänge, mal hat der Hund 2 Meter, dann 5 Meter, dann wieder 3 Meter zur Verfügung, für den Hund ist so schwerer erkennbar in welchem Radius er bleiben soll. Manche Hunde tun sich aus diesen zwei Gründen schwer, an einer Flexileine eine gute Leinenführigkeit zu erlernen.
Besonders nachteilig kann eine Flexi-Leine auch dann sein wenn es unbeabsichtigt zu einem Kontakt mit einem Artgenossen kommt. Anders als bei einer Führleine kann man die Flexileine meist nicht so schnell und leicht locker auf den Boden gleiten lassen. Oft kommt es daher dazu dass sich ein Hund in der Leine verwickelt und durch den Zug den die Leine ausübt hektisch wird, wodurch das Verwicklungschaos oft noch größer wird. Oder es verwickeln sich sogar beide Hunde gegenseitig mit den Leinen ineinander. Es entsteht ein Leinensalat der bei Flexileinen meist nicht so schnell zu sortieren ist wie bei normalen Führleinen, vor allem dann wenn die Hunde durch die unbeabsichtige Fixierung aneinander geraten. Besonders Flexi-Leinen mit einer Schnur können bei Hunden die sich darin verwickelt haben und versuchen zu entkommen üble Hautabschürfungen verursachen. Bei Spaziergängen mit der Flexileine sollte man daher besonders aufmerksam auf herankommende (angeleinte) Hunde achten!
Schleppleine
Kurz nach dem Einzug ins neue Zuhause ist es meist so, dass Freilauf für den Hund nur beschränkt oder noch gar nicht möglich ist. Es lässt sich noch nicht gut einschätzen wie sich der Hund in verschiedensten Situationen benehmen wird und eine Absicherung durch eine Leine ist sehr sinnvoll. Gleichzeitig muss sich auch der Hund daran gewöhnen, dass er nun zu diesem neuen Menschen an seiner Seite gehört und es wird eventuell ein bisschen dauern bis er dem Menschen ohne Leine freiwillig nachfolgen würde bzw. auf Ruf seines Namens oder auf einen Abruf verlässlich reagiert.
Um seinem neuen Vierbeiner in dieser Phase mehr Aulauf zu gönnen, ist eine besonders lange Leine genau das richtige. Im Handel hat sich dafür der Begriff „Schleppleine“ etabliert. Die Schleppleine ist besonders für Spaziergänge in der Natur geeignet, wo man dem Hund -im Gegensatz zur Gassirunde in der Wohngegend – erlauben kann, sich in einem größeren Radius zu bewegen. Eine Schleppleine ist viel länger als eine gewöhnliche Führleine, die geläufigste Länge sind 10 Meter, aber im Handel sind auch 5 Meter, 7 Meter oder 15 Meter und mehr erhältlich. Man kann sich eine Schleppleine auch selbst aus einem Karabiner und einem Kletterseil in der gewünschten Länge basteln (natürlich sollte diese Konstruktion sicher sein!). Eine Schleppleine wird vom Hund hinter sich hergezogen („geschleppt“). Für den frisch angekommenen Schützling aus dem Tierheim empfiehlt sich eine Schleppleine mit Handschlaufe am Ende, sodass man die Leine angenehm in der Hand behalten kann und der Hund jederzeit abgesichert ist.
Die Schleppleine ermöglicht es dem Hund sich viel freier und flüssiger zu bewegen: er kann sich in die Umgebung vertiefen und hat nicht permanent das Gefühl angeleint zu sein. Auch als Halter hat man durch Verwendung einer Schleppleine viele Vorteile. Abgesichert durch die lange Leine kann man auf den Spaziergängen den verlässlichen Abruf üben bzw. weiter ausbauen (wie gut funktioniert der Abruf schon wenn der Hund auf Distanz ist?) und an der Aufmerksamkeit des Hundes arbeiten ohne Gefahr zu laufen dass der Hund stiften geht. Bei (anfangs) umweltunsicheren oder geräuschempfindlichen Hunden hat man auf Spaziergängen im Grünen eine verlässliche Sicherung sollte der Hund sich einmal erschrecken. Gleichzeitig gibt man ihnen mehr Raum um bestimmten Personen, Hunden oder Dingen in der Umgebung auszuweichen, wenn sie dies möchten. Über Training an der Schleppleine kann man seinem Hund außerdem auch gut beibringen, sich in einem bestimmten Radius rund um den Menschen aufzuhalten, den der Hund auch später im Freilauf beibehalten soll.
Schleppleinen gibt es heutzutage schon aus vielerlei Material. Leinen aus gummiertem Gurtband sind relativ leicht, gut zu fassen und angenehm in der Hand zu halten, empfehlenswert sind sie vor allem bei trockenem Wetter (Boden). Wenn es einem sehr lästig ist, dass die Schleppleine an Regentagen durch jede Pfütze gezerrt wird und sich (je nach Material) mit Wasser und Schmutz voll saugt, so kann man auch eine Leine aus Biothane verwenden, die kein Wasser aufnimmt und problemlos abwaschbar ist (dafür aber etwas schwerer ist als eine gute Gurtbandleine und sich auch und nicht so klein zusammenrollen lässt). Biothane-Leinen sind heutzutage schon in vielen Hundebedarf-Shops sowohl online als auch vor Ort in unterschiedlichsten Längen erhältlich.
Was gibt es bei der Verwendung einer Schleppleine zu beachten?
Wie die Flexileine sollte auch eine Schleppleine immer nur am Geschirr befestigt werden. Auch hier besteht die Gefahr schwerer Verletzungen im Bereich der Halswirbelsäule wenn der Hund aus irgendeinem Grund mit voller Wucht am Halsband in das Ende der Schleppleine läuft.
Besonders wenn man einen sehr großen und kräftigen Hund führt, der anfangs eventuell noch unvermittelt ins Ende der Leine laufen oder springen könnte, sollte die Leine immer nur so lange gelassen werden, wie man den Hund noch sicher zurück halten kann. Man darf nicht vergessen dass selbst ein kleinerer Hund, der in hohem Tempo in eine mehrere Meter lange Leine läuft, natürlich eine ganz schöne Krafteinwirkung entwickelt. Sicherheit geht in dem Fall eindeutig vor! Lieber die Leine 2-3 Meter kürzer halten als zu riskieren dass man in einem unvorhergesehenen Moment vom Hund umgeworfen wird und dabei die Leine aus der Hand rutscht oder man an der Leine hinterhergezogen wird! Verwenden Sie immer nur jenes Equipment, mit dem Sie sich auch wirklich sicher fühlen und zurechtkommen! Wenn Ihr Hund anfangs noch sehr impulsiv ist, starten Sie mit einer kurzen Schleppleine und wechseln erst zu einer längeren Leine, wenn Sie und Ihr Hund dazu auch bereit sind!
Bei Verwendung einer Schleppleine ist es unbedingt nötig, immer gutes Schuhwerk mit rutschfester Sohle zu tragen, in dem man einen guten Stand hat. Auch Handschuhe können zum Teil vorteilhaft sein, um die Leine bei ruckartigen Bewegungen fester und sicherer halten zu können. Manche Menschen kommen besser mit der Verwendung einer Schleppleine klar, wenn sie sie am Bauchgurt befestigen können. Bei großen und starken Hunden kann sich außerdem ein Ruckdämpfer, der als Zwischenstück zwischen Hund und Leine befestigt wird, bewähren. Dieser kann ruckhafte Belastungen abfedern und schützt somit sowohl den Bewegungsapparat Ihres Hundes, als auch Ihre Schultern und Arme. Abgesehen von dem guten Schuhwerk, das ein absolutes Muss ist, gilt beim Zusatz-Equipment, dass das was für den einen gut funktioniert, beim nächsten komplett falsch sein kann. Besonders beim Führen an der langen Leine hat jeder Mensch so seine eigene „Technik“ und auch Reaktionsfähigkeit. Überlegen Sie, was für Sie und Ihren Hund Sinn macht und wählen dementsprechend. Wichtig ist bei allen Produkten, auf die Wertigkeit zu achten. Es empfiehlt sich, nur Produkte zu wählen, die auch wirklich darauf ausgerichtet sind den Kräften, die teils an einer Schleppleine entstehen können, standzuhalten (zum Beispiel erprobte Ruckdämpfer aus dem Schlittenhundebedarf).