Als meine Gina den Kampf gegen den Krebs verloren hatte und sie über die Regenbogenbrücke ging, war mir klar, dass wieder ein Hund einziehen wird. Schon alleine deshalb, dass mein seelisches Gleichgewicht nicht wieder aus den Fugen gerät. Ich hab mich dann mal telefonisch durch div. Tierheime durchgefragt, ich habe Inserate gestöbert usw. Ich wollte ganz bewusst einen Hund aus dem Tierschutz, ob In- oder Ausland war mir egal. Für einen Hund oder Welpen vom Züchter fehlte zu diesem Zeitpunkt das nötige Kleingeld und außerdem hätte ich auf einen Welpen erstens warten müssen und zweitens wäre es verantwortungslos gewesen, da ich ja voll berufstätig bin, zwar mit Mittagsgassigeher, doch viel zu lange für einen Welpen.
So habe ich auch div. Inserate auf div. Plattformen durchgeackert. Ich bin dann über ein Inserat regelrecht „gestolpert“, mich hat die Beschreibung der Hündin und ihre Ausstrahlung fasziniert und so habe ich da angerufen. Für ein paar Tage später wurde dann ein Kennenlernen vereinbart mit Vorkontrolle gleichzeitig. Die Hündin – Sunny – war auf einer Pflegestelle in Österreich und schon beim Kennenlernen hab ich mich in die Maus verliebt. Sie war furchtbar ängstlich, sie bestand eigentlich nur aus Angst und instinktiv hab ich gespürt, dass wir beide uns gegenseitig so richtig brauchen. Sie jemanden, der sie gefühlvoll ins Leben führt und ich jemanden, der mich von meiner großen Trauer ablenkt und fordert.
Ich habe Sunny direkt bei mir zuhause kennen gelernt und da ich zu dem Zeitpunkt grade Urlaub hatte, die Vorkontrolle mehr als positiv war, durfte sie gleich bei mir bleiben. Ich weiß nur, dass es auf der Pflegestelle noch viel mehr Hunde gab und sie die Kleinste war und wohl ein Mobbingopfer gewesen ist.
Vorbereitungen habe ich nicht wirklich getroffen, Sunny hatte in etwa Ginas Größe und Gina war ja voll ausgestattet mit vielen Leinen, Brustgeschirren, Futterschüsseln usw. Das alles brauchten wir nicht. Ich habe mir nur dann ein Türabsperrgitter besorgt, um für eine räumliche Trennung zu sorgen, wenn mein Enkelkind mal bei mir ist, da ich nicht wusste, wie Sunny auf die Kleine reagiert. Das war auch gut und richtig so, da konnten wir anfangs durch das Gitter so richtig gut „schönfüttern“, also die Kleine hat Sunny gefüttert und ich war dabei.
Sunny war nicht stubenrein, daher hab ich mir auch noch so Babywickelunterlagen besorgt, damit sie sich lösen kann, welche dankbar angenommen wurden. Denn Sunny ging draußen keinen Schritt, ich musste sie die ersten Tage spazieren tragen und es verging eine Woche, bis sie sich draußen das erste Mal hingehockerlt hat zum Pieseln.
Die Pflegestelle von Sunny hat nichts verschwiegen und ich hab ja eh gesehen, wie sie drauf ist und welche Herausforderung ich mir da angelacht habe. Ich konnte gut Fragen stellen und ich bekam auch Antworten und ich hatte ja schon ein wenig Erfahrung mit Angsthunden, Sunny hat das halt noch sehr getoppt. Ich bin natürlich auch auf Vieles so nach und nach drauf gekommen, was bei einem verängstigten Auslandshund (Straßenhund aus Rumänien) ja kein Wunder ist, das sind Überraschungspakete, vor allem wenn sie 2 Jahre auf der Straße sich durchgeschlagen haben.
Es wurden mir natürlich auch viele Fragen gestellt und meine Grundeinstellung in Bezug auf Hunde dadurch auf den Prüfstein gestellt und ich finde das mehr als in Ordnung, für mich ist es ein Muss, dass eine Vermittlung so abläuft.
Die ersten Tage waren eine Herausforderung und ich hatte das Glück, dass ich im Ort eine Freundin mit Garten hatte, wo ich mit Sunny hingehen konnte, damit sie mal ein paar Schritte selbständig macht und vielleicht auch mal outdoor pieselt. Aber auch Brustgeschirr anziehen, Halsband dazu (Doppelsicherung!!) und anleinen waren nicht der Bringer bei ihr, sie hat es über sich ergehen lassen und ich hab ihr dann einfach das Brustgeschirr und Halsband ständig angelassen, um somit weniger an ihr herumhantieren zu müssen.
Ich habe auch viel Zeit damit verbracht, einfach mal wo im Ort oder in der Gegend herumzusitzen und Sunny alles beobachten zu lassen, in aller Ruhe sind wir da rumgesessen, mit viel Abstand zum Geschehen da und ich habe ihr alle Hunde vom Leib gehalten, weil sie sich als ehemaliges Mobbingopfer nur fürchtete. Der erste Hund, dem sie vertraute, war der Rüde meiner Freundin, wo wir den Garten benutzen durften. Dieser Rüde ist einfach ein Traum, der hat sofort erkannt, dass Sunny sich fürchtet, hat sich zurückgezogen und sie nicht mal mehr mit dem Allerwertesten angeschaut. So ging das mal die ersten eineinhalb Wochen dahin. In der zweiten Woche gab es dann einmal das erste Lackerl außerhalb der Wohnung, was hab ich mich gefreut!
Die ersten Wochen waren wohl für uns Beide sehr anstrengend, doch so nach zwei Monaten ging schon ein wenig „der Knopf auf“ bei Sunny und sie begann Jagdverhalten zu zeigen, aber auch dass sie zu mir kommt und Schutz sucht, wenn sie sich vor etwas fürchtet. Zuhause hatte sie die Angewohnheit, wenn sie alleine bleiben musste, dass sie unbedingt aufs Fensterbrett rauf wollte und dadurch sind meine Gardinen gestorben und auch so einige Zimmerpflanzen. Da es baulich möglich war, hab ich ihr ein Fensterbrett frei gemacht und verbreitert, damit sie bequem drauf liegen konnte und das hat sie auch dankend angenommen.
Im Grunde hatte ich keine Illusionen von Anfang an, denn als ich Sunny erstmals gesehen habe, war mir klar, welche Aufgabe das sein wird, aus ihr einen umweltsicheren Hund zu machen. Es hat fast ein Jahr gedauert, bis sie wirklich richtig angekommen war, sie auch umweltsicher und selbstbewusst geworden ist.
Sunny ist im Grunde die Nachfolgerin von Gina, die sehr gut zu mir und meinem Leben passt, mit ihrem Jagdverhalten werden wir auch noch klar kommen, es sind schon gute Ansätze vorhanden und die werden ausgebaut und trainiert.
Auch mein nächster – zweiter – Hund Samira kam aus dem Tierschutz, ebenfalls Auslandstierschutz. Samira ist jedoch komplett konträr zu Sunny, gar nicht ängstlich, allem Neuen aufgeschlossen, ein kleiner Wirbelwind und so ergänzen sich die Beiden optimal. Sunny hat noch von Samiras Unerschrockenheit profitiert und Samira profitiert von Sunnys innerer Ruhe.
Vielen Dank an Helga für den Bericht und die Bereitstellung der Fotos!