Bei Verwendung eines Geschirrs für den Hund ist der richtige Sitz wichtig. Ein schlecht angepasstes Geschirr schränkt den Bewegungsablauf des Hundes ein (und verursacht im schlechtesten Fall dauerhaft Probleme mit dem Bewegungsapparat), es ist dem Hund unangenehm oder verursacht aufgescheuerte Stellen an der Haut. Worauf ist also bei der Auswahl eines Geschirres zu achten?
- Gurtverlauf der Bauchgurte: einer der am häufigsten beobachtbaren Fehler bei Geschirren ist, dass die Bauchgurte zu weit vorne am Hundekörper verlaufen. Dadurch schneidet das Geschirr den Hund an den „Achseln“, das heißt hinter den Ellbogen der Vorderbeine ein. Das stört beim Laufen und die Haut ist dort besonders bei kurzhaarigen Hunden etwas weniger dicht behaart, sodass es schnell zu Scheuerstellen kommen kann. Achten Sie bei dem Geschirr für Ihren Hund also darauf, dass die Bauchgurte in ausreichendem Abstand zum Ellbogen des Hundes aufliegen. Dies sollte außerdem sowohl in Ruhe als auch in Bewegung der Fall sein. Als Faustregel gilt für mittelgroße bis große Hunde: der Abstand zwischen dem Ellbogen und dem Bauchgurt sollte mindestens eine Handbreite betragen. Bei kleinen Hunden verhältnismäßig weniger. Zu weit hinten sollten die Bauchgurte aber auch nicht verlaufen, denn sonst kommt es bei seitlicher Zugbelastung dazu, dass die Weichteile im Bauchraum des Hundes gequetscht werden. Die Bauchgurte sollten also in jedem Fall immer auf dem Rippenbereich des Hundes aufliegen und nicht dahinter.
- Guter Sitz: die Bauchgurte lassen ausreichend Abstand zu den Ellbogen, liegen aber noch gut auf dem Rippenbereich auf.
- Guter Sitz: die Bauchgurte stören den Hund nicht in der freien Bewegung.
- Mittelmäßiger Sitz: an sich passt dieses Geschirr recht gut, die Bauchgurte verlaufen allerdings tendenziell etwas zu weit hinten da der Rückensteg minimal zu lang ist.
- Mittelmäßiger Sitz: die Bauchgurte sind ziemlich nah an den Ellbogen. Am Körper dieses großen Hundes ist ausreichend Platz: der Rückensteg sollte minimal, der Bauchsteg ein gutes Stück verlängert werden, sodass die Bauchgurte etwas weiter hinten zu liegen kommen.
- Mittelmäßiger Sitz: der Bauchsteg sollte bei gleichbleibender Rückensteglänge etwas verlängert werden, sodass der Rückensteg sich nicht mehr aufwölbt, die Bauchgurte schöner zu liegen kommen und das Geschirr bauchseitig nicht nach vorne gezogen wird.
- Schlechter Sitz: dieser Bauchgurt schneidet im Achselbereich deutlich sichtbar ein.
- Freie Schulterbeweglichkeit: Eine detaillierte Studie über die Bewegungsabläufe* bei unzähligen Haushunderassen hat gezeigt, dass das Schulterblatt bei der Vorwärtsbewegung einen wichtigen Drehpunkt darstellt. Bei der Anpassung des Geschirrs sollte daher darauf geachtet werden, dass die Schulter frei beweglich bleibt und die im Halsbereich verlaufenden Gurte nicht behindernd wirken. Die herkömmliche T-Form von Geschirren kommt dem entgegen, Norwegergeschirre oder Sattelgeschirre hingegen weniger. Die Halsung sollte weder zu eng noch zu weit sein um sowohl den unteren Halsbereich als auch den Schulterbereich nicht einzuschränken.
Tipp: wie sich das Skelett bzw. die Schulter in unterschiedlichen Gangarten bewegt, sehen Sie zum Beispiel hier.- Diese Form der Halsung ermöglicht eine freie Bewegung der Schulter.
- Das Material dieses Geschirrs ist zwar weich und breite Ausführung bietet gute Druckverteilung bei Belastung, liegt allerdings auch im Schulterbereich auf.
- Dieses Geschirr sitzt sehr gut am Hund, allerdings wird durch den Sattel und den quer über die Brust verlaufenden Gurt die Bewegung der Schulter gehemmt.
*Die Ergebnisse dieser Untersuchungen finden Sie zusammengefasst im Buch „Hunde in Bewegung“ von Dr. Martin S. Fischer und Dr. Karin E. Lilje.
Eine sehr gute, kurze Zusammenfassung finden Sie online hier.
Weitere Beispiele- Das häufigste Problem: das Geschirr schneidet an den Achseln ein.
- Auch hier: zu knapp an den Achseln.
- Dieses Norwegergeschirr ist insgesamt etwas zu klein und schneidet auch an den Achseln ein.
- Dieses Geschirr sitzt relativ gut; In der Praxis war die Halsung aber etwas zu schmal, sodass das Geschirr schnell nach vorne gezogen wurde.
- Dieses T-Geschirr sitzt gut und der Ellbogen stößt bei keiner Bewegung an. Die Halsung könnte noch minimal enger sein.
- Bei diesem Sattelgeschirr ist der Brustgurt zu kurz eingesteltl, sodass das Geschirr nach vorne gezogen wird und in den Achseln einschneidet.
- Bei diesem T-Geschirr ist die Halsung viel zu weit eingestellt, was aber durch den Schieber am Gurtband angepasst werden kann.
- Dieses Sattelgeschirr ist zu groß für diesen Hund, er könnte sehr leicht rückwärts heraus schlüpfen.
- Akzeptabel an der Brust und am Rücken aber auch hier verläuft der Bauchgurt zu knapp hinter den Achseln.
- Dieses Norwegergeschirr ist ebenfalls zu klein für den Hund, es schneidet in den Achseln ein und rutscht schnell nach vorne.
- Dieses T-Geschirr mit Griff am Rücken sitzt sehr gut und bietet dem Hund freie Beweglichkeit.
- Dieses Geschirr mit einem Rücken-X sitzt an der Halsung akzeptabel. Dadurch, dass die Bauchgurte jedoch nicht noch enger gestellt werden können, ist es hinten zu weit und verrutscht leicht.
- Dieses Sicherheitsgeschirr sitzt sehr gut, trotz des kleinen Hundekörpers, der nicht viel Spielraum für Anpassungen bietet.